Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) by Parent Gail

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) by Parent Gail

Autor:Parent, Gail [Parent, Gail]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Metrolit
veröffentlicht: 2013-09-04T22:00:00+00:00


DIE HOCHZEIT (NICHT MEINE)

Im folgenden Sommer waren wir tatsächlich wieder auf Fire Island … und auch im Sommer darauf. Inzwischen waren wir diejenigen, die sagten: »Letztes Jahr war viel mehr los auf der Insel.« Auf ein viertes Mal haben wir aber verzichtet. Wir hatten jetzt unseren Uni-Abschluss. Fire Island war für Highschool-Kids … »Ist dir aufgefallen, dass die Leute auf der Insel jedes Jahr jünger werden?« … »Es wimmelt nur so von Highschool-Kids … Und dieser Lärm!« … »Wer will schon Tag und Nacht fremde Leute im Haus haben?« … »Und dann dieser Dreck!« … Wir wurden alt. Wir gingen die Wege, die New Yorker unseres Alters und unserer Gesellschaftsschicht bevorzugten. Wir gingen nach East Hampton.

Die Hamptons – sie waren etwas teurer, und das Publikum war etwas älter. Man brauchte ein Auto, anders konnte man sich dort nicht fortbewegen. Linda fuhr raus, fand ein tolles Haus und stellte eine Gruppe interessanter Leute zusammen. Ich schloss mich einfach an. Und fuhr dann jedes Wochenende nach East Hampton, den ganzen Sommer über, ohne ein einziges Mal einen Badeanzug anzuziehen, da alle nur noch Bikinis trugen – itsy bitsy teeny weeny Strandbikinis, die wie bunte Tupfen im Sand aussahen.

Es war ein schöner, erholsamer Sommer mit ein paar Brunch- und Dinner-Einladungen. Auch Norman kam ein paarmal und sah ziemlich lächerlich aus in den Jeans, die ich für ihn gekauft hatte, damit er sich nicht allzu sehr von den anderen abhob. (Er würde nie wie die anderen aussehen. Er hatte auch nicht das geringste Bedürfnis, sich Koteletten oder einen Schnurrbart oder sonst was wachsen zu lassen.) Nach dem Sommer fand ich heraus, dass die Leute in unserem Haus – jawohl, in unserem Haus – Gruppensex hatten. Das war nicht fair, meine Lieben. Schließlich hab ich auch meinen Anteil bezahlt.

Auf Fire Island gab es keine Telefone, und das war wirklich ein Segen gewesen, wenn man eine Mutter wie meine hatte.

»Kein Telefon? Sheila, Liebes, was passiert, wenn ich – Gott bewahre – dich unbedingt sprechen muss?« Das hatte ich mindestens einmal die Woche gehört.

Auf den Hamptons hingegen gab es Telefone, was meine Mutter erleichtert zur Kenntnis nahm. Sie konnte mich also an jedem Wochenende anrufen und mich daran erinnern, dass ich immer noch Single war. Ich nahm ihr das Versprechen ab, mich nur im Notfall anzurufen.

»Angenommen, ich will dir sagen, dass wir den ganzen Tag nicht zu Hause sein würden.«

»Das ist kein Notfall.«

»Angenommen, mir geht’s nicht gut.«

»Das ist kein Notfall.«

»Was ist für dich ein Notfall?«

»Wenn jemand im Sterben liegt. Das ist ein Notfall.«

An einem Sonntagabend, als ich gerade meine berühmte Quiche aus dem Ofen holte, rief sie dann an.

»Sheila, Liebes?«

»Ja, Mom?« (Ich war wirklich beunruhigt, schließlich hatte ich einen Sterbenden als Notfall bezeichnet.)

»Es gibt eine große Neuigkeit.« (Wenn man sie hörte, konnte man glauben, in ihrer Straße sei einer Amok gelaufen und sie sei die Hauptverdächtige.)

»Ja?«

»Deine Schwester hat sich verlobt. Im Oktober will sie heiraten.«

Schlimmer. Es war schlimmer als ein Amokläufer. Wie kann meine Schwester vor mir heiraten? Wie kann Luci Baines Lynda Bird mir so was antun? Ich geh nicht hin.



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